DOI: 10.53176/106
30.09.2025
Leadmanagement ist der zentrale Prozess im Marketing, um potenzielle Anfragen und Kunden effizient zu qualifizieren. Hierzu werden alle Leads anhand einfacher Indikatoren bewertet und einem entsprechenden Vertriebskanal zugeordnet. So steigt die Auftragswahrscheinlichkeit signifikant und die internen Ressourcen werden effizienter genutzt. Unternehmen wachsen aus eigener Kraft und können auf externe Veränderungen schneller reagieren
Leider wird das Neukundengeschäft in den meisten Unternehmen vernachlässigt, denn es scheint einfacher und bequemer, mit den Bestandskunden zu wachsen. Anfragen werden weitgehend ignoriert, bleiben liegen und veröden, bis sie am Ende wertlos sind. Obwohl es vielfältige Anfragen gibt, zeigt sich, dass das Marketing diese zwar gerne entgegennimmt, sie dann aber unqualifiziert in den Vertrieb kippt. Für den Vertrieb sind unqualifizierte Anfragen eine arbeitsintensive Belastung mit geringer Aussicht auf Erfolg. Der gesamte Prozess ist unstrukturiert, ineffizient und nicht zielführend.
Dabei sind Leads eine Quelle für die stetige Erneuerung der Kundenbasis. Eine signifikante Kenngröße ist die Neukundenquote. Sie misst den Umsatz mit Neukunden und dient dem Vertriebsleiter sowie jedem einzelnen Vertriebler als Vorgabe. Sichern Sie den Fortbestand Ihres Unternehmens und verankern Sie deshalb die Neukundenakquisition tief in Ihrer CRM-Strategie. Dieser wichtige Prozess lässt sich bereits mit überschaubarem Aufwand implementieren.
In der Strategieberatung betrachten wir ein Unternehmen als einen lebenden Organismus, der bestimmte Fähigkeiten besitzt. Diese gilt es stetig zu erneuern und gegebenenfalls neue zu erlernen. Die Frage ist: Welche Fähigkeiten sind aktuell erforderlich?
Etablierte Märkte verändern sich durch geopolitische Restriktionen, amerikanische Zölle oder chinesisches Preisdumping. Mit der Fähigkeit, Kunden schnell und sicher zu akquirieren, können Unternehmen bei einer Bedrohung treffsicher agieren und in florierende Branchen und Märkte vordringen. Die beiden Prozesse der Leadgenerierung und des zugehörigen Leadmanagements stärken diese Fähigkeit und schonen gleichzeitig die internen Ressourcen.
Hierfür braucht es eine gelebte Unternehmenskultur,
die es honoriert, den ersten, zweiten und auch dritten Auftrag zu generieren,
unabhängig vom Auftragswert. Denn es braucht immer ein erstes Geschäft, um in
eine rentable und langfristige Kundenbeziehung einzutreten.
Für die Qualifizierung der Leads ist eine Kunden- und Marktstrategie erforderlich. Diese beschreibt die Zielrichtung der Akquise, in dem sie Märkte und Zielgruppen definiert, die für das Unternehmen von Interesse sind.
Für die Qualifizierung greift Dr. Stephan Bauriedel auf bekannte Methoden wie Miller-Heiman sowie BANT zurück und hat deren Fragenkataloge sinnvoll erweitert. Die hier vorgestellten Indikatoren liefern einen generischen Rahmen, der individuell an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst, reduziert oder erweitert werden kann.
Die Ausgestaltung des Fragenkatalogs hängt dabei von vielen
Faktoren ab. Zunächst gilt es den Aufwand für die Erhebung der Indikatoren
gering zu halten und dann eine gute Balance zwischen Qualität und Quantität bei
den qualifizierten Leads zu erreichen.
Einfache Indikatoren sind Größe, Branche und Land.
Vertiefende Indikatoren wie Bedarf oder Budget erfordern möglicherweise einen
ersten Kontakt oder können erst im Laufe des Vertriebsprozesses erfasst werden.
Ein Interessent, der bereits als Kunde geführt wird, hat eine weitaus höhere Kaufwahrscheinlichkeit, da er das Unternehmen und dessen Produkte bereits kennt.
Die Größe des Kunden ist eine
einfach zu erhebende Messgröße. Umsatz, Anzahl der Mitarbeiter oder Anzahl der
installierten Produkte geben schnell Auskunft über das Potenzial des Kunden,
aber auch über die Auftragswahrscheinlichkeit.
Der Tätigkeitsbereich des Interessenten ist ein schlüssiges Indiz für seinen Bedarf. Die Anfrage wird dabei einem Kundensegment (B2B oder B2C), einem Wirtschaftssektor (Industrie, Handel, Dienstleistung), einer Branche (Chemie, Energie, Automotive) oder einer standardisierten Klassifikation (NACE-Code) zugeordnet.
Ein Lead ist nur dann werthaltig, wenn der Bedarf des Kunden durch ein entsprechendes Angebot (Produkt oder Dienstleistung) gedeckt werden kann.
Sprechen wir gemäß seiner Funktion und Hierarchiestufe mit dem richtigen Ansprechpartner? Für den ersten Vertriebskontakt genügt die Qualifizierung des primären Ansprechpartners. Bei komplexeren Kaufentscheidungen ist nach Miller-Heiman die zusätzliche Evaluation des Buying-Centers erforderlich.
Der Zeitpunkt für den Kauf bzw. die Bestellung ist relevant, um die nachgelagerten Vertriebsaktivitäten zu terminieren.
Eine frühe Preisindikation ist insbesondere bei hochwertigen Gütern und im Projektvertrieb immer angebracht.
Nach der Miller-Heiman-Methode ist die Unterteilung in die vier Bedarfsgründe ein wichtiger Indikator für eine „Go oder No-Go“ Entscheidung.
Die Qualifizierung der Leads anhand des Fragenkatalogs und ihre Einordnung auf Basis der Kundenprofile (Schablonen) sortiert die Anfragen in zwei Kategorien: Wir werden aktiv oder wir werden nicht aktiv. Den werthaltigen Leads wird jetzt eine dem Auftragswert oder dem Potenzial des Kunden angemessene Vertriebsaktivität zugeordnet. Typische Aktivitäten sind: Besuch, Beratung oder Informationen.
A+ Leads werden direkt vom Key Account Manager übernommen. Es handelt sich um Anfragen von markierten Kunden mit einem A-Kundenpotenzial, die jedoch noch nicht den entsprechenden Umsatz erzielen.
A-Leads verlangen
nach einem Besuch vor Ort, einer persönlichen Beratung, einer Besichtigung oder
einer Präsentation. Hierbei übernimmt der Vertriebler einen qualifizierten Lead
zur Terminabsprache oder erhält einen bereits vereinbarten Termin.
Für die Kaufentscheidung ist eine
Beratung erforderlich, die am Telefon oder online stattfinden kann. Diese Form
des Vertriebs (Tele-Sales) ist zwar nicht besonders verbreitet, jedoch effizient
und zielführend.
Kleinere Anfragen können leicht vom Backoffice beantwortet werden, indem der Interessent Informationen, ein schriftliches Angebot oder einen Verweis auf ein Produkt im Shop erhält.
Leads mit einem zu geringen Potenzial (No-Go) werden in eine Kampagne (Newsletter) aufgenommen, um durch stetige Kommunikation im Blickfeld des Kunden zu bleiben. Das sogenannte Lead-Nurturing ist aufgrund der DSGVO jedoch schwierig.
In zahlreichen Unternehmen hat sich der hier vorgestellte Prozess des Leadmanagements durchgesetzt. Die Bearbeitung folgt dabei einem nahezu einheitlichen Ablauf, während sich die Qualifizierungsmerkmale und die Zuordnung der Folgeaktivitäten immer unterscheiden.
Aus organisatorischer Sicht sollte zunächst die Rolle des Leadmanagers geschaffen werden. Dieser bündelt alle Leads zentral, delegiert die einfache oder vertiefende Qualifizierung, ordnet die Folgeaktivitäten zu und schließt zudem Leads nach bestimmten Vorgaben. Je nach Anzahl der Leads – es gibt Vertriebler, die auf einer Messe schnell 3.000 Kontakte generieren – kann das Prozessmodell zusätzlich um die Rolle Leadqualifizierung erweitert werden. Die Position des Leadmanagers ist den meisten Unternehmen unbekannt, was zu der Weitergabe von unqualifizierten Anfragen an den Vertrieb führt. Die Rolle des Leadmanagers ist erforderlich, um nicht werthaltige Leads vorab auszusortieren und nur werthaltige Anfragen weiterzuleiten.
Das bewährte Vorgehen macht die gesamte Akquisition von Neukunden transparent und messbar. Die Quelle, das Profil, das Potenzial und der Aufwand sowie die langfristig erzielten Umsätze können in einem Dashboard perfekt visualisiert werden. Die Neukundenquote wird als Vorgabe für den Vertrieb auf jeden einzelnen Mitarbeiter heruntergebrochen.
In unserer Beratung ist das Leadmanagement bereits als Best-Practice-Prozess ausformuliert und kann als generische Vorlage genutzt werden. Dem Prozessbild liegt eine vollständige Prozessbeschreibung zugrunde, welche die Grundlage für das CRM-Lastenheft bildet. Zusätzlich gibt es noch zwei ergänzende Prozesse. Im Prozess Messe-Lead werden alle Messekontakte und -berichte über ein iPad erfasst und sofort als Anfrage angelegt. Der zweite Prozess ist das Händlerportal für den indirekten Vertrieb. Jeder Händler wird digital angebunden, sieht die ihm zugewiesenen Leads und kann diese wie ein interner Mitarbeiter bearbeiten.
Das Prozessbild veranschaulicht den Leadprozess grafisch. Es zeigt die Interaktion mit dem Kunden, die Informationsflüsse und alle am Prozess beteiligten Rollen in einem zeitlichen Ablauf. Jeder der sechs Prozessschritte umfasst bestimmte Tätigkeiten, die für die Qualifizierung der Leads erforderlich sind.
Für den Import von Leads sind besonders einfache Importfunktionen erforderlich, die es erlauben, Listen von Adressbrokern, Kongressteilnehmern etc. schnell zu übertragen.
Die manuelle Erfassung von Leads sollte allen Mitarbeitern im Kundenkontakt möglich sein, denn Leads können überall auftreten.
Je nach Wert und Potenzial werden für Leads angemessene Aktivitäten festgelegt und einem entsprechenden Bearbeiter zugewiesen.
Die einfache Qualifizierung erfolgt meist indirekt anhand einer Internetrecherche, während die vertiefende Qualifizierung einen direkten Kontakt (E-Mail, Anruf) erfordert.
Erfolgreiche Leads werden in eine Opportunity konvertiert.
Leads werden manuell oder automatisch geschlossen, wenn kein Bedarf erkennbar ist oder kein erfolgreicher Kontakt zustande gekommen ist.
Unsere zahlreichen Evaluationen von CRM-Lösungen haben gezeigt, dass es bei der Erfassung von Leads mit minimalen Informationen zu großen Problemen kommt. So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Lead nur aus einer E-Mail-Adresse oder einer Telefonnummer besteht. Ohne den obligatorischen Namen (Pflichtfeld) kann das CRM diese Information leider nicht speichern. Die geringste Menge an Informationen, die wir jemals in einem Projekt hatten, war ein Zeitungsartikel über eine neue Fabrik. Es gab lediglich den Namen des Investors: ein globaler Konzern.
Ein modernes Leadmanagement ist für jedes Unternehmen
individuell. Die Fähigkeit, gezielt neue Kunden zu akquirieren, sollte im
Unternehmen auf allen Ebenen – Strategie, Prozesse und Systeme – tief verankert
werden. Allein die strategische Frage „Wer ist der richtige Kunde?“, kann intern
eine heftige Diskussion auslösen.
Auf Prozessebene ist zu klären, wie das Ziel, Leads zu qualifizieren und zu entwickeln, effizient in der Organisation umgesetzt werden kann. Letztlich braucht es eine systemische Unterstützung durch ein CRM-System, das Leads zentral bündelt, den gesamten Leadprozess unterstützt und Erfolge messbar macht.
Premium-CRM-Systeme verfügen zwar über Funktionen für ein Leadmanagement, doch für die individuelle Ausprägung dieser Funktionen ist konzeptionelle Vorarbeit nötig. Das hier beschriebene Leadmanagement ist out-of-the-box in keinem CRM-System verfügbar.
Wirtschaftlicher Erfolg entsteht, wenn das Marketing und der
Vertrieb auf diese neue Fähigkeit ausgerichtet sind. Mit unserer
Beratungsmethode CRM Excellence bringen wir Sie schnell und sicher zum
gewünschten Ziel.